Wo am Ostersonntag noch fröhlich Christi Aufertsehung gefeiert wurde, wo die Osterkerze entzündet und der elfjährige Jan die Osterbotschaft laut hinaustrompetet hat: "Christ ist erstanden...", fällt jetzt Schnee auf die roten Stühle... 

 

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Auch wenn winterlicher Schnee sich noch einmal gegen dem kommenden Frühling aufbäumt, gilt trotz allem Zweifel die österliche Botschaft:

Thomas zweifelt.
Thomas kann es nicht glauben.
Thomas möchte es genau wissen.
Jesus streckt ihm seine Hände hin,
Da,
leg Deine Finger in meine Wundmale.

Seine Hände,
gezeichnet von dem, was diese Hände erlebt haben:
sie haben das Brot gebrochen am letzten Abend mit den Jüngern,
sie haben Aussätzige berührt,
jene Menschen die keiner berühren darf,
von denen alle Abstand halten müssen.
Die Hände haben in den Sand gezeichnet,
als andere die Ehebrecherin steinigen wollten,
und sie haben einen schleimigen Brei angerührt,
als er den Blinden geheilt hat.
Es sind die Hände,
die Lazarus als er schon im Grab lag
herbeigewinkt haben

Jetzt ist in den Händen eine Narbe mehr,
in jeder Hand eine:
Narben von den Nägeln,
die römische Schergen ihm durch die Wurzelknochen geschlagen haben,
um ihn ans Kreuz zu nageln.

Er streckt die Arme aus und mit ihnen seine Hände,
er nimmt das Brot ,
bricht es,
so wie er immer das Bot gebrochen hat.
Er betet.
er gibt ihnen von dem Brot.

Die Zweifel sind verflogen,
auch bei Thomas,
der alles so genau wissen wollte.

Die allerletzten Zweifel verschwinden,
als zum Brot
noch Fisch nimmt.

Brot und Fisch.
Erinnerung an das schönste Essen,
das sie je miteinander hatten:
Draußen im Gras am See,
wo sie schon immer zuhause waren,
mit so vielen, vielen Menschen,
und alle dicht beieinander.
Ein Junge mit einem Korb,
aus dem sich alle nehmen können
und es wird einfach nicht weniger
fünf Brote und zwei Fische
und alle werden satt
und niemand muss weggehen,
bis in den Abend, bis in die Nacht.

Jetzt ist alles wieder da,
als er den Fisch nimmt vor ihren Augen.
Sie können es nicht glauben vor Freude.

Die schreckliche Ruhe
die Grabesruhe ist vorbei,
die lähmende Traurigkeit,
das graue Leben.

Das Grab ist leer.
Die Karfreitagsruhe ist vorbei.
Für immer.
Auch jetzt,
bei uns,
in der Pandemie,
in einer Situation,
die je länger, immer aussichtsloser erscheint.

Ostern – da tut sich ein Grab auf
und für uns die Tür zum Leben,
nicht schlagartig
sondern nach und nach,
Schritt für Schritt.

Erst öffnet sich ein Grab,
ein schwerer, grauer Stein ist weggerollt.
Dann öffnen sich die Augen der beiden;
Die unterwegs sind nach Emmaus.
Sie sehen nur den Staub der Straße.
Bis sich ihre Herzen öffnen.
Sie brennen lebendig in ihrer Brust.
Sie begreifen, was schon lange geschrieben steht:
Weil jede Geschichte doch erst von ihrem Ende her zu begreifen ist,
gerade die traurigen Geschichten.
Auch die Geschichte dieser Pandemie.
Am Ende öffnet sich auch der Verstand

Wir begreifen:
Wir dürfen uns jetzt nicht einrichten in unserer Traurigkeit,
in grau erscheinendem Leben
und in der Erinnerung an angeblich bessere Zeiten.
Gute Zeiten werden wiederkommen,
nach und nach, Schritt für Schritt.
So war es an Ostern.
So wird es nach Ostern sein.
Bis wir es endlich glauben können vor Freude.