Lasst unser Schiff frei Facebook

Pastor Christof Vetter auf radio aktiv:

Über 350 Menschen hat die Sea-Watch 4 im August aus Seenot im Mittelmeer gerettet und sicher in den Hafen von Palermo gebracht. Dort mussten die Geretteten und die Mannschaft wegen Covid 19 zwei Wochen in Quarantäne. Eine vernünftige Maßnahme. Jetzt sind Schiff und Mannschaft wieder bereit, in See zu stechen. Doch eine auf elf Stunden ausgedehnte Suche nach möglichen Beanstandungen verhindert das Ablegen. Fadenscheinige Gründe wurden gefunden, die Sea Watch 4 am Auslaufen zu hindern: Zu viele Rettungswesten an Bord und das Abwassersystem sei nicht für so viele Menschen ausgerichtet. Dabei erfüllt das Schiff alle Sicherheitsvorgaben, die nach deutschem Recht nötig sind – und die Sea-Watch 4 läuft unter deutscher Flagge. Damit wird zum fünften Mal ein ziviles Rettungsschiff an der Ausfahrt gehindert. Diese Inspektion dient allein politisch dem Zweck, dieses Schiff daran zu hindern, Menschenleben zu retten.

Die Sea Watch 4 wurde von dem gesellschaftlichen Bündnis „united4rescue“ beschafft, umgerüstet und auf ihrer Fahrt über das Mittelmeer unterstützt. Die Kirchengemeinde Aerzen gehört zu den Gründungsmitgliedern des Bündnisses, der Kirchenkreis Hameln-Pyrmont und viele Kirchengemeinden im Weserbergland haben sich früh dem Bündnis angeschlossen – über 600 Bündnispartner sind es in der Zwischenzeit: „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ Die politisch motiviert Maßnahmen, das Schiff am Auslaufen zu hindern, sorgt dafür, dass Menschen auf dem Mittelmeer ertrinken. Durch die Vorwürfe gegen dieses und andere Schiffe sowie Aufklärungsflugzeuge, die das Sterben an der tödlichsten Grenze Europas dokumentieren, werden auch die kriminalisiert, die mit ihrem Gebet und mit ihren Spenden als Bündnispartner die Seenotrettung unterstützen. Dem werden wir auch hier im Weserbergland klar widersprechen – wir bleiben dabei: „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“

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Unter dem Motto: "Man lässt keinen Menschen ertrinken. Punkt" hat auch die Kirchengemeinde Aerzen seit dem Sommer des vergangenen Jahres dafür eingesetzt, dass ein Schiff für die zivile Seenotrettung ins Mittelmeer geschickt wird. Durch das Bündnis United4Rescue, zu deren Gründungspartnern die Kirchengemeinde gehört, wurde im Januar mit Spendengeldern ein Schiff ersteigert. Die „Sea-Watch 4“ war Mitte August zu ihrem ersten Einsatz ausgelaufen und hat seitdem 353 Menschen aus Seenot gerettet.

Jetzt wurde die „Sea-Watch 4“ mit fadenscheinigen Gründen in Palermo festgesetzt. Unter anderem wird von italienischen Behörden moniert, dass zu viele Rettungswesten an Bord seien und dass das Abwassersystem auf dem Schiff für die Personenzahl zu gering ausgelegt wäre. Das Schoff, das unter deutscher Flagge segelt, wurde von den deutschen Behörden für die Fahrt fregegeben.

 

200919 Foto Schiff blockiert. Foto ChrisGrodotzki

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland sagt dazu:

„Unverantwortlicher Akt der Willkür“

„Mit der Festsetzung der „Sea Watch 4 – powered by United4Rescue“ haben die italienischen Behörden nunmehr das fünfte zivile Seenotrettungsschiff in fünf Monaten blockiert. Einer der Vorwürfe ist, dass zu viele Rettungswesten an Bord seien. Unter dem Vorwand der Schiffssicherheit soll ganz offensichtlich die Rettung von Menschen aus Seenot verhindert werden. Gemeinsam mit mehr als 600, zum Teil internationalen Bündnispartnern von United4Rescue, verurteilen wir diesen unverantwortlichen Akt der Willkür aufs Schärfste und fordern die italienischen Behörden auf: Lasst die Schiffe frei! Wer Seenotrettung behindert, nimmt billigend in Kauf, dass Menschen ertrinken. Ein Europa, das sich auf christliche Werte beruft, darf das nicht akzeptieren. Die deutsche Ratspräsidentschaft rufen wir auf, ihr Amt zu nutzen, um die italienischen Behörden von dieser unverantwortlichen Schiffsblockierung abzubringen und endlich Druck ausüben, dass eine staatlich organisierte Seenotrettungsmission im Mittelmeer eingesetzt wird, die Menschen in Seenot sicher in Europa anlandet. Die jetzige Politik kostet Menschenleben.“

Pastor Christof Vetter hat dazu auf radio aktiv, dem Bürgerradio im Lankreis Hameln-Pyrmont gesprochen.

 
 

Angesichts der Nachrichten von dem Flüchtlingslager Moria auf der Mittelmeerinsel Lesbos, wo über 12.000 Menschen leben, und das in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zu großen Teilen abgebrannt ist, beten wir:

Barmherziger Gott,
wir bitten dich für alle Männer, Frauen und Kinder,
die nach dem Verlassen ihrer Heimat
auf der Suche nach einem besseren Leben auf Lesbos gestrandet sind
und heute Nacht von einem Feuer dort erneut vertrieben wurden.
Sie haben nicht nur die Heimat verloren,
sondern auch den Ort,
an dem sie in aller Not,
sich unter Zeltbahnen betten konnten.

Barmherziger Vater aller Menschen,
wecke alle auf aus dem Schlaf der Gleichgültigkeit,
öffne die Augen für ihre Leiden
und befreie uns von der Gefühllosigkeit,
Verhilf uns – Nationen, Gemeinschaften und Einzelnen – zu der Erkenntnis,
dass sie, die an unseren Küsten landen, unsere Brüder und Schwestern sind.

Barmherziger, der du zu allem mächtig bist,
bewahre die Menschen,
die vor dem Feuer fliehen müssen
und
schenke den Verantwortlichen Weisheit,
dass diese Schwestern und Brüder
in Europa Heimat finden
und Geborgenheit. 

Amen

Julia Aschenbach

 

Manchen ist es schon aufgefallen: Im Zimmer unserer Diakonin sitzt außer Selma Conzendorf noch jemand. Am 1. September hat Julia Aschenbach mit ihrem Anerkennungsjahr als Diakonin und Sozialarbeiterin auch in der Kirchengemeinde Aerzen begonnen.

 

Hier stellt sie sich kurz vor:

Mein Name ist Julia Aschenbach und ich habe vor kurzem mein Studium der Sozialen Arbeit und Religionspädagogik an der Hochschule Hannover abgeschlossen. Seit dem 1. September 2020 arbeite ich für ein Jahr in der Kirchengemeinde Aerzen und in der Krankenhausseelsorge im Sana-Klinikum, um meine kirchliche und staatliche Anerkennung zu erlangen. Aufgewachsen bin ich in der Kirchengemeinde Hemeringen-Lachem. Bereits vor und während meines Studiums war ich viele Jahre ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit des Kirchenkreises, Sprengels sowie der Landeskirche aktiv. Nun freue ich mich auf das neue Jahr mit reichlich spannenden und vielseitigen Aufgaben. 

 

Wir heißen Julia Aschenbach herzlich willkommen und freuen uns auf viele gute Begegnungen mit ihr.

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In der Septemberausgabe der Evangelischen Monatszeitschrift "zeitzeichen" hat Pastor Christof Vetter seine Erfahrung in der Kirchengemeinde Aerzen und im Weserbergland während der ersten Monate der Pandemie geschildert. Dabei hat er die Herausforderung formuliert, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Ausbruch der Pandemie.

Die Redaktion "zeitzeichen" in Berlin hat dankenswerter Weise die Möglichkeit eingeräumt, den Artikel des Aerzener Pastors auch auf der Internetseite der Kirchengemeinde Aerzen zu veröffentlichen. 

Zum Nachlesen und Download: "Leben im Glaubensexil" - Corona-Theologie in einer Gemeinde an den Bächen des Weserberglandes - einfach anklicken.