1. Herr Vetter, wer Sie sprechen hört, merkt gleich, dass Sie nicht in Hamburg oder Kiel geboren sind. Wo kommen Sie her?


Geboren bin ich in der Stadt, die ich für lange Zeit in meinem Leben als die schönste Stadt der Welt gesehen habe: in Tübingen. Dort haben meine Großeltern gelebt und dort habe ich die meiste Zeit studiert. In der Zwischenzeit weiß ich, dass es im Weserbergland genauso tolle Städte und Orte gibt und ich mich dort als Schwabe richtig wohlfühlen kann – und meistens trotz meines Dialekts verstanden werde.

2. Was hat damals zu dem Entschluss geführt, dass Sie Theologie studiert haben und Pastor geworden sind?

Dafür gab und gibt es viele Gründe. Mein Vater erzählt, ich sei vom Konfirmandenunterricht nach Hause gekommen und hätte den Berufswunsch geäußert, weil ich das besser könne als der, der mich später konfirmiert hat. Kurz vor Studienbeginn war mir klar, dass ich nur etwas studieren kann, wo wir uns gemeinsam auf die Suche nach der Wahrheit machen – und heute weiß ich, dass ich den schönsten Beruf der Welt habe.

3. Nach einer langen Phase mit anderen Aufgaben arbeiten Sie jetzt als Gemeindepastor. Auf welche Bereiche der Gemeindearbeit freuen Sie sich besonders?

Das Leben in der Gemeinde habe ich in den 26 Jahren mit Sonderaufgaben im publizistischen Bereich der evangelischen Kirche immer vermisst. Deshalb freue ich mich jetzt auf das Leben miteinander in der Aerzener Kirchengemeinde und in der Region IV. Miteinander leben heißt für mich, dass wir miteinander mit den jeweiligen Begabungen und Talenten die Gegenwart gestalten, um in die Zukunft zu starten. Wir alle in den Kirchengemeinden haben eine Mit-Verantwortung für die lokale und regionale Zivilgesellschaft. Das ist für mich die große Herausforderung unserer Zeit. Oder einfach gesagt: Unsere Zukunft wird nicht in Berlin oder Hannover gemacht, sondern bei uns in der Straße, in unserer Nachbarschaft, im Weserbergland.

4. Was tun Sie und Ihre Frau gern, wenn Sie beide mal frei haben?

Wenn wir frei haben und unser aus Spanien stammender Hütehund uns nicht – gerne einmal stundenlang – durch die Wälder und Felder führt, genießen wir kulturelles Leben in vollen Zügen und mit so vielen Facetten wie möglich: Theater, Kabarett, Musik von Bach bis Bap und Bücher voller Fantasie. Weil wir beide gern und viel arbeiten, genießen wir gern die Ruhe im Strandkorb in unserem Garten oder auf der Couch in unserem Wohnzimmer und zudem gemeinsam selbst gekochtes Essen.

Das Interview führte Pastor Simon Pabst aus Groß Berkel.

chr.vetter