Hoffnung säen Tastatur

 

Sag mir, wo die Blumen sind.
Wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Blumen sind.
Was ist geschehn?
Sag mir, wo die Blumen sind.
Mädchen pflückten sie geschwind.
Wann wird man je verstehn?

Ein alter Song von Pete Seeger. Max Colpet brachte den Text ins Deutsche und Marlene Dietrich machte ihn international populär. Doch egal ob die Grand Dame oder Lolita, Hildegard Knef, Nana Mouskouri, Vicky Leandros, Freddy Quinn, Juliane Werding, Udo Lindenberg, Hannes Wader, Katja Ebstein, Joan Baez (Link zu dem Text oben), die Rockband City oder auch in stark elektronisierter Version Wolf Maahn es singen: Es ist und bleibt ein Aufschrei nach Frieden, ein Schrei danach: die Blumen blühen zu lassen, sie zu Brautkränzen zu binden und aus Liebe zu heiraten, statt dass die Menschen in den Krieg müssen … und Blumen dann nur noch Gräber schmücken.

Sag mir, wo die Blumen sind: In der Ukraine wird wieder einmal alles aufs Spiel gesetzt. Erzbischof Jevstratij von der Orthodoxen Kirche der Ukraine sprach im Herbst zur Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirche. Er sagte an die Christen aus aller Welt gewandt: „Ich danke, dass ihr für einen gerechten Frieden in der Ukraine betet. Bitte – hört nicht auf zu beten. Die Gebete rechtschaffener Menschen können Berge versetzen.”

Dazu rufen wir in vielen Gottesdiensten, ein Jahr nach dem russischen Angriff, auf:

  • Lasst uns gemeinsam beten für einen gerechten Frieden in der Ukraine.
  • Lasst uns beten für einen Frieden, in dem nicht nur die Waffen schweigen und die Tage in Kälte und Dunkelheit beendet sind, sondern in dem gequälte Menschen befreit aufatmen können und erste Schritte in eine neue Zukunft möglich werden.
  • Lasst uns beten für einen Frieden, in dem der atemlose Kampf ums Überleben aufhört, so dass endlich Raum ist, die ungeweinten Tränen zu weinen um die geliebten Menschen, die gestorben sind, und um das Leben, wie es vor dem Krieg war.
  • Lasst uns beten für einen Frieden, in dem Menschen wieder als Menschen gesehen werden und nicht als Feind oder Freund.
  • Für einen Frieden, in dem die Mütter trauern können: die Mütter gefallener russischer Soldaten und die Mütter gefallener ukrainischer Soldaten.
  • Für einen Frieden, in dem alle aus dem Gefängnis freikommen, die in Russland ihre Stimme mutig gegen den Krieg erhoben haben.
  • Für einen Frieden, in dem auch die Kirchen in der Ukraine wieder zusammenrücken. 

Und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“: Diese Worte stammen nicht aus dem Lied, das nach den Blumen fragt. Dieses Lied stimmt der alte Zacharias an, nachdem ihm sein Sohn geboren wurde: Johannes der Täufer. Zacharias lobt Gott, dessen Möglichkeiten so viel weiter reichen als alles, was Menschen erwarten und denken und können und tun.

Darauf vertraue ich. Daran glauben wir: Gottes Möglichkeiten reichen viel weiter als alles, was Menschen erwarten und denken und können und tun: Gott lässt auch dort, wo alles zerstört ist, wieder Blumen aufblühen. Blumen in blau und in gelb, in den Farben der Ukraine – die auch die Farben Aerzens sind. Gottes Licht, so singt Zacharias, weist auf die Wege des Friedens – auch jetzt, auch heute… Und um dies zu zeigen, werden wir Blumen säen, Blumen säen als Zeichen unserer Hoffnung.

Jedes Samenkorn, das wir der Erde geben, soll aufblühen in Blau und in Gelb. Jedes Samenkorn, das wir der Erde geben, soll als Gebet in den Himmel steigen, damit Friede werde. Wir wollen Hoffnung säen, wir wollen dem Licht des Friedens Raum geben: Auf dass es die Schatten des Todes vertreibe, der über der Ukraine und über so vielen anderen Teilen der Welt liegen. Auf dass es uns Kraft gebe, Frieden zu suchen und Frieden zu stiften und Frieden zu finden.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.