Kyrie (Dorothee Sölle)
Herr wir bringen vor dich all unsere angst
die angst alt zu werden und die angst vor dem tod
die angst allein dazustehen und die verlassen zu werden
die angst vor den aufgaben denen wir nicht gewachsen sind
und die angst davor nicht gebraucht zu werden
alle ängste bringen wir zu dir gott
die die wir kennen und die die hinter den bekannten lauern
herr, erbarme dich
Christus wir bringen unsere traurigkeit zu dir
unsere müde milde verzweiflung
über die ausrottung unserer geschwister der tiere und pflanzen
und unser kaltes entsetzen über das geschäft mit der entstehung des lebens
nimm unsere schwäche und unsere angst in dein herz
christus erbarme dich
Christus erbarme Dich
Gott du dunkler grund allen lebens
wir bringen uns selber vor dich
dass du uns auffängst wenn wir fallen
und wir wissen dass wir nicht aus dir herausfallen können
in keinem augenblick unseres daseins
herr, erbarme dich
Oft weisen die Texte der Poetin von damals auf heute noch aktuelle Wunden hin, wo Menschen mit Hass und Unverständnis auf andere reagieren, weil diese eine andere Hautfarbe haben anders lieben und leben oder vielleicht auch nur anders denken. Dem hat Dorothee Sölle schon mit ihren Gedanken, Texten und Büchern widersprochen - so ist sie heute noch aktuell.
Mehr Bilder von dem Abend im Gemeindehaus im Fotoalbum: Sommerabend ohne Lagerfeuer.