Mit kirchenmusikalischen Höhepunkten wird der Projektchor „Cantus Visurgis Bremen“ am Sonntag, 18. Februar, um 16 Uhr in der Aerzener Marienkirche begeistern. Unter der Leitung von Hans Christoph Becker-Foss bieten die aus ganz Deutschland zusammengekommenen Sängerinnen und Sänger Werke aus dem 17. und dem frühen 20. Jahrhundert dar. Nach Konzerten in den vergangenen Jahren in Verden, Bremen und Berlin ist die Aufführung in Aerzen Vorbote einer Konzertreise, die im Herbst nach Regensburg, Kraiburg/Oberbayern und in Vicenza, Bassano und Venedig führen wird. In Aerzen wird das Konzert einmalig durch Texte von den Pastoren Jürgen Harms, Silvia Mustert und Christof Vetter ergänzt.
Auf dem Programm stehen Werke von Claudio Monteverdi und Max Reger, die liturgische Texte musikalisch umsetzen. Ihnen gegenüber stehen Motetten von Heinrich Schütz und Ernst Pepping, die neutestamentliche Texte musikalisch darstellen.
Heinrich Schütz (1585-1672) bietet mit der Motette „Das ist gewisslich wahr“ eine Kompositionstechnik, die der Dresdner Hofkapellmeister bei Reisen nach Venedig kennengelernt hat. Diese aus Italien stammende musikalische Ausdrucksweise verband er mit deutschem Text, in dieser Motette mit einigen Versen aus dem Timotheusbrief in der Übersetzung Martin Luthers. Der Umbruch seiner Zeit, geprägt durch den 30jährigen Krieg, spiegelt sich auch in diesem Stück aus der „Geistlichen Chormusik“.
Claudio Monteverdi (1567-1643) hat die Missa „In illo tempore“ im alten Stil der Renaissance kompoiniert, aber in musikalischen und rhythmischen Finessen deutet sich sein neuer „Stile concertato“ schon an. Opulent und klangvoll wird die Erwartung des Reiches Gottes aus dem Lukasevangelium musikalisch umgesetzt.
In den Jahren des ersten Weltkrieges hat Max Reger (1873-1916) „Acht geistliche Gesänge“ komponiert: schlichte liedartige Sätze, die sich überraschend von seinen früheren Kompositionen an der Grenze zur Atonalität unterscheiden. Noch auf dem Totenbett soll Reger an dem Chorlied-Zyklus gearbeitet haben – neben seinem Bett wurde damals der erste Chorsatz aufgeschlagen gefunden: „Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit“.
Die Evangelien Motette von Ernst Pepping (1901-1981) entstand als der zweite Weltkrieg schon am Horizont war und der Antisemitismus in Deutschland aufbrandete und zur Zerstörung von Synagogen und jüdischen Lehrhäuser führte. Da vertonte der Lehrer an der Berliner Kirchenmusikhochschule im Johannesstift (Spandau) das Streitgespräch zwischen Jesus und dem Pharisäer Nikodemus.