Neuerdings werden mehr Lieder in einem Gottesdienst gesungen, hat Hannes Niehoff beobachtet. Die Stecktafel in der Johanneskapelle hat nicht mehr alle Lieder erfasst: Vormals seien auch die Psalmen nicht angesteckt, sondern angesagt worden, erinnert er sich. Ehrenamtlich und auf eigene Initriative hat er nun die Anstecktafel für die Lieder im Gottesdienst vergrößert und so aufgebaut, dass sie trotzdem von jedem Platz aus zu lesen ist.

Ansteckte in Reher

Die vergrößerte Anstecktafel beim Gottesdienst am zweiten Sonntag nach Epiphanias, bei dem dann - ausnahmsweise - gar kein Psalm gebetet wurde und zwei liturgisxche Gesänge aswendig gesungen wurden.

Überzeugt hat die Mitfeiernden im Gottesdienst die Bekanntgabe, dass der Kirchenvorstand beabsichtigt, den Weg von der Hauptstraße zur Johanneskapelle saniert und neu beleuchtet werden soll. Ihr Zustimmung zu dem Plan zeigten sie mit einer großen Kollekte zum Ausgang des Gottesdienstes.

 

 

Am Pfingstsonntag wird erstmalig wieder die sanierte Orgel der Marienkiche in einem Gottesdienst erklingen. Kirchenmusiker Martin Winkler ist sich sicher, dass die Orgel durch die Sanierung der Firma Hammer (Hemmingen) gewonnen hat und mit ihren Pfeifen aus drei Jahrhunderten nicht nur in Gottesdiensten einen wunderbaren Klang bietet. Der Pfingstsonntag ist allerdings noch nicht die Einweihung der neu sanierten Orgel - das soll geschehen, wenn Corona das Treffen vieler im Gottesdienst zulässt.

Zur Orgel schreibt Kirchenmusiker Martin Winkler:

In der Marienkirche Aerzen erklingt eine Orgel, die nach ihrer jüngsten Sanierung zu den bemerkenswerten Instrumenten im Weserbergland zählt.

Die nachvollziehbare Geschichte der Orgeln dieser Kirche geht aber weit zurück bis auf das Jahr 1713, als von einem unbekannten Orgelbauer eine Barockorgel errichtet wurde. 1898 erfolgte der Neubau einer romantischen Orgel unter Einbeziehung des bestehenden Gehäuses durch die Firma Furtwängler & Hammer, eine der damals bedeutendsten Orgelbaufirmen in Deutschland.

491480B6 63AE 4728 B71A 4ED95CC9D1A8 (Disposition der Orgel aus dem Jahr 1898 - Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Orgelbauwerkstatt Hammer

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Historische Prospektzeichnung der Orgel aus Aerzen - Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Orgelbauwerkstatt Hammer

Bereits 1961 erbaute die Orgelbaufirma Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen) in das Barockgehäuse ein neues Instrument unter Verwendung einiger erhaltener historischer Register. Es präsentierte sich als typisches Instrument dieser Zeit mit einem aus heutiger Sicht unzulänglichen neobarocken Klangbild.

Zwar nahm bereits 1995 die Werkstatt Franz Rietsch (Hiddesdorf) im Zuge einer Revision Veränderungen vor. Aber wirklich durchgreifende Verbesserungen konnten erst mit einer umfangreichen Renovierung im Jahr 2020 durch die Orgelbaufirma Emil Hammer (Hemmingen) erzielt werden. Die hier von Orgelbaumeister Georg Schloetmann und seinen Mitarbeitern durchgeführten Maßnahmen - technisch-klangliche Veränderungen, Umbauten und Erweiterungen - können als beispielhaft angesehen werden für eine Sanierung, die mit einem vergleichsweise maßvollen finanziellen Aufwand eine enorme Aufwertung der Orgel bewirkt hat.

Diese verfügt nun mit ihrem Pfeifenbestand aus drei Jahrhunderten über einen homogenen, weichen, charaktervollen und farblich vielfältigen Klang. Zusammen mit der sehr guten und tragfähigen Akustik des Kirchenraumes bietet das Instrument über den Gottesdiensteinsatz hinaus auch reizvolle konzertante Möglichkeiten.

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Orgelansicht aus dem Hauptschiff der Kirche - Bild: Martin Winkler

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Orgelspielschrank - Bild: Martin Winkler

Die Disposition (II/24) der Orgel:

Hauptwerk (I)

Brustwerk (II)

Pedal

Bordun 16‘

Gedackt 8‘

Subbass 16‘

Prinzipal 8‘

Holzprinzipal 4‘

Prinzipalbass 8‘

Rohrflöte 8‘

Waldflöte 2‘

Gedacktbass 8‘

Viola da Gamba 8‘

Quinte 2 2/3‘‘ (Vorabzug aus Sesquialtera)

Oktavbass 4‘

Oktave 4‘

Terz 1 1/3‘ (Teilabzug aus Sesquialtera)

Nachthorn 2‘

Gedacktflöte 4‘

Larigot 1 1/3‘

Mixtur 3 fach

Quinte 2 2/3‘

Krummhorn 8‘

Posaune 16‘

Oktave 2‘

   

Mixtur 1 1/3‘ 4-5 fach

Tremulant (auf das ganze Werk)

 

Trompete 8‘

Handzug Brustwerktüren

Normalkoppeln

 

 

Kleine Chronik

Um 1100
wird am Steilhang über dem Grießebach und einer Quelle im romanischen Stil eine Kapelle errichtet, von der sich bis heute der vordere Bauteil erhalten hat. Die Kapelle gehörte zu einem östlich von ihr gelegenen Priorhof, der von 1418 bis ins 16. Jh. An den Johanniterorden in Wietersheim bei Minden verpachtet war. Sechs Johanniter-Ordensbrüder lebten, beteten und arbeiteten hier und betreuten seelsorgerlich zeitweise Reher, Grießem und Reinerbeck.

1465
Erschaffung des gotischen Flügelaltares mit Figuren von Maria, einem Bischof, der Hl. Barbara, der Hl. Katharina, dem Hl. Petrus und zwei vermutlich ca. 100 Jahre älteren Weihnachtsreliefs in den Seitenflügeln.

1515
Bau einer zweiten Kapelle in Reher (St. Anna) auf dem Gelände des heutigen Dorfgemeinschaftshauses durch den Aerzener Amtsinhaber Statius v. Münchhausen. Diese Kapelle wurde vom Aerzener Pastor versorgt.

1542
Einführung der Reformation. Der letzte Prior verließ mit seiner Konkubine Reher. Es entstanden Streitigkeiten die Bauerhaltung und Nutzung betreffend, ob die Kapelle zum an die Johanniter verpachteten Hof gehört oder umgekehrt.

1580
Vergrößerung der Kapelle im Einvernehmen zwischen dem Aerzener Amtsinhaber und dem Vorsteher des Klosters Wietersheim. Das Türgewände mit der Inschrift ANNO.DNI.1580.VDMIAE (Verbum domini manet in aeternum; das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit) stammt aus dieser Zeit. Die St. Annenkapelle wurde aufgelöst und vermutlich Teile von ihr in der Johanneskapelle verbaut.

1653
Ein barocker Altaraufsatz mit Bildern des Hamelner Malers Bernd Woltemate (Abendmahl, Gethsemane, Brustbild Jesu) wird aufgestellt; der alte Altar wird auf den Dachboden vebracht.

1655
bekommt die Kapelle die noch heute vorhandene Glocke, die laut Inschrift vom Lemgoer Glockengießer Cord Kleimann gegossen wurde.

Um 1800
Verkauf und Abriss der Gebäude des Priorhofes.

1880-82
Renovierung der Kapelle durch den bekannten hannoverschen Baumeister Conrad Wilhelm v. Hase. Dabei wurde der alte gotische Flügelaltar restauriert und wieder aufgestellt. Kanzel, Altarwangen und Gestühl stammen aus dieser Zeit.

1960/61
Renovierung der Kapelle, Reparatur Glocke, Einbau Empore und Orgel.

1967-73
Restaurierung des Flügelaltares; dabei wurden leider die Weihnachtsbilder nicht farblich gefasst.

2002
Erneute Renovierung der Kapelle mit viel Eigenleistung der Gemeinde und Freilegung der alten Malereien und Sprüche von 1882.

Pastor Th. Mayer