Am Pfingstsonntag wird erstmalig wieder die sanierte Orgel der Marienkiche in einem Gottesdienst erklingen. Kirchenmusiker Martin Winkler ist sich sicher, dass die Orgel durch die Sanierung der Firma Hammer (Hemmingen) gewonnen hat und mit ihren Pfeifen aus drei Jahrhunderten nicht nur in Gottesdiensten einen wunderbaren Klang bietet. Der Pfingstsonntag ist allerdings noch nicht die Einweihung der neu sanierten Orgel - das soll geschehen, wenn Corona das Treffen vieler im Gottesdienst zulässt.
Zur Orgel schreibt Kirchenmusiker Martin Winkler:
In der Marienkirche Aerzen erklingt eine Orgel, die nach ihrer jüngsten Sanierung zu den bemerkenswerten Instrumenten im Weserbergland zählt.
Die nachvollziehbare Geschichte der Orgeln dieser Kirche geht aber weit zurück bis auf das Jahr 1713, als von einem unbekannten Orgelbauer eine Barockorgel errichtet wurde. 1898 erfolgte der Neubau einer romantischen Orgel unter Einbeziehung des bestehenden Gehäuses durch die Firma Furtwängler & Hammer, eine der damals bedeutendsten Orgelbaufirmen in Deutschland.
(Disposition der Orgel aus dem Jahr 1898 - Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Orgelbauwerkstatt Hammer
Historische Prospektzeichnung der Orgel aus Aerzen - Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Orgelbauwerkstatt Hammer
Bereits 1961 erbaute die Orgelbaufirma Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen) in das Barockgehäuse ein neues Instrument unter Verwendung einiger erhaltener historischer Register. Es präsentierte sich als typisches Instrument dieser Zeit mit einem aus heutiger Sicht unzulänglichen neobarocken Klangbild.
Zwar nahm bereits 1995 die Werkstatt Franz Rietsch (Hiddesdorf) im Zuge einer Revision Veränderungen vor. Aber wirklich durchgreifende Verbesserungen konnten erst mit einer umfangreichen Renovierung im Jahr 2020 durch die Orgelbaufirma Emil Hammer (Hemmingen) erzielt werden. Die hier von Orgelbaumeister Georg Schloetmann und seinen Mitarbeitern durchgeführten Maßnahmen - technisch-klangliche Veränderungen, Umbauten und Erweiterungen - können als beispielhaft angesehen werden für eine Sanierung, die mit einem vergleichsweise maßvollen finanziellen Aufwand eine enorme Aufwertung der Orgel bewirkt hat.
Diese verfügt nun mit ihrem Pfeifenbestand aus drei Jahrhunderten über einen homogenen, weichen, charaktervollen und farblich vielfältigen Klang. Zusammen mit der sehr guten und tragfähigen Akustik des Kirchenraumes bietet das Instrument über den Gottesdiensteinsatz hinaus auch reizvolle konzertante Möglichkeiten.
Orgelansicht aus dem Hauptschiff der Kirche - Bild: Martin Winkler
Orgelspielschrank - Bild: Martin Winkler
Die Disposition (II/24) der Orgel:
Hauptwerk (I) |
Brustwerk (II) |
Pedal |
Bordun 16‘ |
Gedackt 8‘ |
Subbass 16‘ |
Prinzipal 8‘ |
Holzprinzipal 4‘ |
Prinzipalbass 8‘ |
Rohrflöte 8‘ |
Waldflöte 2‘ |
Gedacktbass 8‘ |
Viola da Gamba 8‘ |
Quinte 2 2/3‘‘ (Vorabzug aus Sesquialtera) |
Oktavbass 4‘ |
Oktave 4‘ |
Terz 1 1/3‘ (Teilabzug aus Sesquialtera) |
Nachthorn 2‘ |
Gedacktflöte 4‘ |
Larigot 1 1/3‘ |
Mixtur 3 fach |
Quinte 2 2/3‘ |
Krummhorn 8‘ |
Posaune 16‘ |
Oktave 2‘ |
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Mixtur 1 1/3‘ 4-5 fach |
Tremulant (auf das ganze Werk) |
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Trompete 8‘ |
Handzug Brustwerktüren |
Normalkoppeln |