Mit einem kleinen handgestrickten Hund wünscht Landesbischof Ralf Meister "gesegnete Ostern" und erinnert an seine Erfahrungen in Odessa und anderen Orten der Ukraine vor einigfen Wochen - der Hund trägt das Geschirr der Minensuchhunde in den Nationalfarben der Ukraine:

Ukrainischer Hund

Landesbischof Ralf Meister schreibt:

Auf meinem Schreibtisch steht seit ein paar Tagen ein kleiner Hund. Ein gehäkelter Jack Russel Terrier. Er trägt das Geschirr eines Minensuchhundes mit den Nationalfarben der Ukraine. Ich habe ihn bei meinem Besuch in der Ukraine geschenkt bekommen. Er ist dem echten Jack Russel Terrier nachempfunden, der im vergangenen Jahr von Präsident Selenskyj ausgezeichnet worden ist. „Patron“, so heißt er, hat mehr als 200 Minen aufgespürt. Nun tröstet er als Stofftier viele Kinder in der Ukraine. 

Ganz besonders Kinder brauchen Tröster. Sie brauchen Hoffnungsbilder im Angesicht des Unheils. Doch nicht nur sie. Seit Monaten erleben wir, wie sehr der Mensch ein trostbedürftiges Wesen ist. Wir hoffen und fragen: Wann ist der Krieg in der Ukraine zu Ende? Wann können wir endlich wieder durchatmen? Wann können wir uns ganz einfach freuen am Frühling, am Kinderlachen, am Sonnenschein, ohne dass diese Freude fortwährend überschattet wird von großen, beschwerlichen Ereignissen? Selten waren wir selbst so unmittelbar betroffen. Wir merken, wie unsere Gewissheiten brüchig werden. Wir retten uns in einen Alltag, der fast absurd normal verläuft. Wir finden keine Antworten auf die großen Fragen.

Und mitten in diesem Fragen und Sehnen wird es wieder Ostern. Wir hören vom Neuanfang, von der Auferstehung. „Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, auf dass er in allem der Erste sei. Denn es hat Gott gefallen, alle Fülle in ihm wohnen zu lassen und durch ihn alles zu versöhnen zu ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz (Kol 1, 18-20)

An Ostern geht es um eine Hoffnung, die erstmalig bestätigt wird in Jesus Christus. Dort wird der Grund gelegt für die Zukunft der Schöpfung und das Leben des Menschen in Frieden. Die Auferstehung Jesu macht den Anfang, um dem enttäuschenden Handeln dieser Welt eine andere Perspektive zu geben. Ostern bringen wir nicht nur ein fernes historisches Ereignis oder einen geistlichen Durchbruch zur Sprache. Ostern ruft die Einsicht wach, dass Jesu Tod und seine Auferstehung wieder und wieder Gestalt zu geben ist in einer Welt, die der Erlösung bedarf.

So sind wir auf dem Weg, von Trost und Hoffnung zu erzählen. Das ist unsere Aufgabe. Eine schwere Aufgabe, weil sie der Realität oftmals widerspricht. Bei meinem Besuch in Odessa vor zwei Wochen traf ich eine Kirchenvorsteherin einer kleinen lutherischen Gemeinde, die aus einem Dorf, direkt an der Front, mit Kindern geflohen war. Sie erzählte von der fortwährenden Bedrohung in der neunmonatigen Besetzung des Dorfes durch russische Soldaten, dem Artilleriebeschuss und den Erniedrigungen. Nach der Befreiung dieses Dorfes wolle sie nun zurückkehren. In diesen Tagen müssen die Kartoffeln gepflanzt werden und ein Zeichen gesetzt, damit auch andere Dorfbewohner zurückkehren könnten. Am Ende schenkte sie mir, gemeinsam mit den Kindern aus dem Dorf, den kleinen Stoffhund. „Erzählen sie von unserer Situation. Aber erzählen sie auch von unserer Hoffnung.“

Gesegnete Ostern!

Ihr Ralf Meister

 

 

23 04 Ostergottesdienste Knichala

Die Auferstehung Christi feiert die Kirchengemeinde Aerzen an Ostern in drei Gottesdiensten: Beim Osternachtsgottesdienst am Ostersonntag um 6 Uhr in der Marienkirche wird getauft und das Abendmahl mit dem Auferstandenen gefeiert. Abendmahl gibt es auch beim Osterfestgottesdienst am Ostersonntag um 10 Uhr in der Marienkirche. Beide Gottesdienste gestalten Pastor Christof Vetter und Kirchenmusiker Martin Winkler mit Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern. Am Ostermontag um 11 Uhr wird eingeladen zu einem Familiengottesdienst für Groß und Klein in der Johanneskapelle in Reher. Der Familiengottesdienst wird von Diakonin Selma Conzendorf und Popkantor Marco Knichala gestaltet.

Blume blüht

Am Gründonnerstag lädt die Kirchengemeinde Aerzen zu einem Abendmahl an Tischen um 19 Uhr ins Gemeindehaus, Ecke Burgstraße und Pöhlenstraße. An Tischen wird erinnert an den Anlass, warum Jesus mit seinen Freunden gegessen hat – am Vorabend des Passahfestes als Erinnerung an die Befreiung der israelischen Sklaven aus Ägypten, genauso wird erinnert, warum Christen Abendmahl feiern: Am Vorabend der Kreuzigung, der Befreiung aus den Fängen der Schuld und des Todes.

Das Abendmahl wird vorbereitet von einem Team rund um Kirchenvorsteherin Friederike Hoefft und gestaltet von Pastor Christof Vetter und Kirchenmusiker Martin Winkler.

Altuelle Bilder von den Andachten dieser Woche finden sich im Facebook-Album: Karandachten in der Marienkirche

 

 

 

 

 

Die vierte und abschließende Passionsandacht fand drinnen statt: Wegen anhaltendem Regen wurde am Samstag vor Palmsonntag in der Friedhofskapelle in Reher gebetet.

Regen Reher 1

 

Die Soldaten macht allerdings mehr als die befohlenen 39 Schläge. Sie schütteten Hohn und Spott über dem Verurteilten aus: ein roter Mantel – woher der auch immer gekommen ist – und ein Dornenkranz als Krone… Wird nicht gesagt, Jesus sei der König?

Die Brutalität des Spotts scheint auf den ersten Blick überraschend – ich denke, sie ist es nicht: Wer mit der eigenen Schuld, der Schuld aus Gehorsam nicht zurechtkommt, wer sich der Schuld aus Gehorsam nicht widersetzt oder meint nicht widersetzen zu können, entweicht dem Schuldgefühl durch überzogene Erfüllung des Befehls: Im Ukrainekrieg erleben wir es wieder, überalll dort, wo russisch befehligte Söldnergruppen ukrainische Städte eingenommen haben oder einnehmen. Sie verspotten Menschen, quälen Zivilisten, vergewaltigen Frauen und entführen Kinder … der Internationale Staatsgerichtshof hat deswegen den Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten ausgesprochen.

Das war damals nicht anders: Hohn und Spott halfen, die eigene Hilflosigkeit und die eigene Scham auszuhalten. Hohn und Spott sprechen dem andern sein Mensch-Sein ab – und wenn das Gegenüber keine menschliche Züge mehr trägt, ist es einfacher ihn zu quälen, zu missbrauchen, zu geißeln …

Jesus hat dies erlebt – und Soldaten von ihrer schlechtesten Seite kennengelernt.

Regen Reher 2

 

Das war der Abschluss der vier Passionsandachten 2023:

In Grupenhagen: Wo ist Gethsemane?

In Grießem: Was hat Judas zum Verrat bewogen?

In Königsförde: Hören, dass der Hahn kräht

 

 

Die Passionsandacht der Konfirmandinnen und Konfirmanden war dieses Mal nass: Rund um Königsföre und auch beim Sportplattz regnete es in Strömen, doch das hielt einige nicht ab, miteinander zu beten und sich zu erinnern, wie es in jener Nacht war, als Jesus verhaftet wurde und Petrus abggestritten hat, dass er Jesus überhaupt kannte - bis der Hahn krähte:

Königsförde 1

 

Unter das schützende Dach der Grillhütte geflohen, nahmen Konfirmandinnen und Konfirmanden, menschen aus Königsförde und Aerzen sich Zeit, über Petrus, seine Leugnen und das Krähen des Hahns nachzudenken.

Es ist die Geschichte tragischer Selbstüberschätzung. Petrus ist sich seiner Sache allzu sicher. Er meint, dass er das hinbekommt und nimmt den Mund zu voll: „Mir kann doch so etwas nicht passieren!“ Aber wenn es dann so weit ist, versagt er, weil er gar nicht versteht, was gerade geschieht. Eine bittere Erfahrung, bei der wir mit den eigenen Grenzen konfrontiert werden. Das tut weh. Es dauert dann eine geraume Weile, bis wir wie Petrus wahrnehmen, was gerade geschehen ist, aber da ist es dann meist zu spät. Wie schwer fällt es, eigenes Verschulden einzuräumen.

Der Hahnenschrei aber ist nicht nur ein Moment, in dem man zusammenzuckt. Er ist auch ein Moment der Gnade. Es wird erzählt, Jesus habe kurz zur Seite geblickt und Petrus angeschaut. Ein wortloser Blick. Was sagt er: Siehst du, ich habe es dir doch gesagt. Vorwurfsvoll? Traurig? Einsam? Der Herr schaut ihn an. Da weint Petrus. Bitterlich. Das ist die Wahrheit seines Lebens. Er hat den Mut sich ihr zu stellen.

Königsförde 2

 

Der Hahnenschrei am Morgen als Alarmsignal und Weckruf zugleich. Er lädt ein, über eigene Schuld nachzudenken und sich vor aller Selbstüberhebung zu hüten. Und er erinnert an den Blick Jesu, der uns in der Vergebung immer einen Neuanfang gewährt.