Epiphaniasfest: 6. Januar – in manchen Bundesländern ist das ein Feiertag, in manchen Bundesländern liegt es noch in den Ferien und in Niedersachsen lädt seit Jahrzehnten an diesem Tag der hannoversche Landesbischof zum ersten Empfang der Honorablen im Land. Nur in diesem Jahr nicht – in diesem Jahr herrscht die Pandemie.
Epiphaniasfest: 6. Januar – in vielen christlichen Kirchen, in all denen, die in orthodoxer Tradition entstanden sind, wird an diesem Tag Weihnachten gefeiert. Epiphanias – die Erscheinung des Herrn. Und erzählt wird die Geschichte von den drei weisen Männern aus dem Morgenland, die einem Stern gefolgt sind um einen neugeborenen König zu suchen, nach Jerusalem gekommen sind und dort keinen neugeborenen König, sondern einen unterdrückenden Regenten und Herrscher gefunden haben, aber auch erfahren haben, dass in jener unscheinbaren Stadt hinter der Mauer „Israelische Sperranlage“ ein Kind geboren ist und in einem Stall in der Krippe von Ochs und Esel liegt.
Aus dem Morgenland sind die drei weisen Männer gekommen – aus dem Orient, von dort, wo morgens die Sonne aufgeht. Schauen Menschen in hiesigen Breitengraden in diese Richtung, über die Berge und über Grenzen hinweg, blicken wir nach Weißrussland. Die meisten Christen dort feiern am 6. Januar Weihnachten. Viele Menschen dort widersetzen sich denen, die dort regieren und sich wie Herodes damals gerieren: Ihr eigenes Volk unterdrücken und die, die sich fürs Leben einsetzen einsperren… Drei weise Männer aus dem Morgenland haben damals Herodes widerstanden – und ihm nicht verraten, wo der neugeborene König zu finden war. Letztendlich hat dies – so die biblische Erzählung – zu einem Massaker geführt, zum Kindermord von Bethlehem (Matthäus 2).
In Belarus sind es nicht drei weise Männer, sondern viele junge Frauen und auch Männer, die dem dortigen Diktator widerstehen. Viele davon sitzen im Gefängnis. Viele feiern dort in diesen Tagen ihr Weihnachtsfest – und das nicht zum ersten Mal. So auch Anastasyja Mironcava, seit 447 Tagen in Haft, verurteilt wegen Landfriedensbruch, weil sie gegen den Machtmissbrauch der dortigen Herrscher demonstriert hat. Sie hat gemalt, wie sie Weihnachten feiert – nicht mit Gold, Weihrauch und Myrrhe, sondern eine halbe Mandarine und ein Waffelkeks pro Kopf. Streichhölzer statt Kerzen. Ein Krippenbild. Eine Tasse Kaffee. Das ist Weihnachten – weil es vom Leben erzählt, von einem widerständigen Leben, von einem Leben mit den drei Weisen aus dem Morgenland – und dem Kind, das zwischen Ochs und Esel in der Krippe liegt.
Mehr über Anastasyja Mironcava und viele andere junge Menschen, die in Belarus im Gefängnis sitzen auf der Seite: https://100xsolidaritaet.de – wir können die Menschen dort nicht besuchen, so wie die drei weisen Männer das Kind in der Krippe besucht haben, aber wir können diesen Menschen schreiben … wie etwa Anastasyja Mironcava und ihnen sagen, dass wir sie nicht vergessen und im Herzen mit ihnen ihr Weihnachtsfest feiern.